Fachaufsätze

 

Heft 2 / 2022

zurück      

 

  • Martin Stahr
    Digitale (Bürger-)Beteiligungsmöglichkeiten in der Ländlichen Entwicklung im Freistaat Bayern – Möglichkeiten in der Gegenwart
    und Chancen in der Zukunft
    Digital (citizen) participation opportunities in Rural Development in the Free State of Bavaria – Possibilities in the present and opportunities in the future

    Projekte der Ländlichen Entwicklung sind geprägt von der intensiven Einbindung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort, welche die Bedürfnisse
    ihrer Heimat kennen, zukünftige Herausforderungen benennen und entsprechende Lösungen mitgestalten möchten. So konnte sich der stets anerkannte und weiterentwickelte Bottom-Up-Ansatz zwischen den beteiligten Arbeits- und Entscheidungsebenen etablieren. Die zunehmende Digitalisierung, verstärkt durch die andauernde Pandemiesituation, führte bereits in den letzten Jahren zur Adaption vorhandener Kommunikationswege und Beteiligungsmöglichkeiten. Social Media, Video- und Telefonkonferenzen, 3D-Ansichten und Simulationen, Beteiligungsplattformen und Abstimmungstools sowie die Verwendung von Applikationen als begleitendes Medium sollen in diesem Beitrag näher beleuchtet werden.
    Rural development projects are characterized by the intensive involvement of local citizens, who know the needs of their homeland, identify future challenges and want to help shape appropriate solutions. This way, the bottom-up approach, which has always been recognized and further developed, has been able to establish itself between the working and decision-making levels. Increasing digitisation, reinforced by the ongoing pandemic situation, has already led to the adaptation of existing communication channels and participation options in recent years. Social
    media, video and telephone conferences, 3D views and simulations, participation platforms and voting tools as well as the use of applications as an accompanying medium will be examined in more detail in this article.

  • Alexander Rosenbauer
    Digitales Kirchspiel Anhausen – Ein Konzept der generationenverbindenden Vernetzung
    Digital Kirchspiel Anhausen – A concept of intergenerational networking
    Der demografische Wandel sowie aktuell die Corona-Krise stellen Entwicklungsprozesse in ländlich geprägten Regionen vor große Herausforderungen. In diesem Beitrag wird nach einer kurzen Einführung in die Rahmenbedingungen das Projekt „Digitales Kirchspiel Anhausen“ vorgestellt, dass von der Ortsgemeinde Anhausen im Landkreis Neuwied ins Leben gerufen und durch eine LEADER-Förderung des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt wird. Digitale Plattformen sind aus dem tagtäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Es werden Informationen und Neuigkeiten ausgetauscht, Meinungen geäußert, Waren angeboten und verkauft. Allerdings ist zu beobachten, dass der persönliche zwischenmenschliche Kontakt durch die inflationäre Nutzung digitaler Möglichkeiten zusehends verloren geht. Das Leben spielt sich
    oft nicht mehr im „real life“ ab, sondern in einer konstruierten Parallelwelt, die die Nutzer*innen vereinnahmt. Diese Problematik aufgreifend war es den Projektverantwortlichen wichtig, den persönlichen Kontakt zwischen den Bürger*innen des Kirchspiels Anhausen durch die Nutzung einer digitalen Plattform eine neue Dimension zu verleihen. Dabei ist die digitale Plattform lediglich als ein Werkzeug anzusehen und nicht als Hauptbestandteil des Projekts. Die Bürger*innen sollen im Umgang mit der digitalen Plattform geschult und mit vielfältigen Hilfestellungen „an die
    Hand genommen“ werden. Das Projekt soll keinesfalls den Verlust von menschlichen Begegnungen generieren, sondern vielmehr die Möglichkeit eröffnen, Gemeinschaft und Nachbarschaft neu zu definieren. Digitalisierung soll in diesem Kontext erfahrbarer werden und durch den unterstützenden Umgang Freude und gleichsam Nutzen bereiten. Die Bürger*innen, die Vereine, die Gewerbebetriebe, die Kindertagesstätten und Schulen sollen aktiv in das Projekt miteinbezogen und unterstützt werden.
    Demographic change and the current Corona crisis pose major challenges for development processes in rural regions. After a brief introduction to the general conditions, this article presents the project „Digitales Kirchspiel Anhausen“ (Digital Parish of Anhausen), which was launched by the local parish of Anhausenin the district of Neuwied and is supported by LEADER funding from the state of Rhineland-Palatinate. Digital platforms have become an indispensable part of everyday life. Information and news are exchanged, opinions expressed, goods offered and sold. However, it can be observed that interpersonal contact is visibly being lost due to the inflationary use of digital possibilities. Life often no longer takes place in „real
    life“ but in a constructed parallel world that takes over the users. Taking up this problem, it was important to those responsible for the project to give a new dimension to personal contact between the citizens of the parish of Anhausen through the use of a digital platform. The digital platform is to be seen merely as a tool and not as the main component of the project. Rather, the citizens are to be trained in the use of the digital platform and „taken by the hand“ with a variety of assistance. The project is in no way intended to generate the loss of human encounters, but rather to open up the possibility of redefining community and neighborhood. In this context, digitization is to become more tangible and, through supportive interaction, bring joy and, as it were, benefit. Citizens, associations, businesses, daycare centers and schools are to be actively involved and supported in the project.

  • Astrid Köhler
    Bürger:innen digital beteiligen – im Internet und vor Ort DIPAS – das digitale Partizipationssystem aus Hamburg
    Involving citizens digitally – on the Internet and on site DIPAS – the digital participation system from Hamburg

    Die Stadt Hamburg hat für die informelle digitale Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger ein Onlinetool entwickelt, das von allen Stellen der Verwaltung, von öffentlichen Unternehmen und städtischen Gesellschaften auf Landes- und Kommunalebene einfach und niedrigschwellig eingesetzt werden kann. Seit 2016 wurden damit bereits über 80 Verfahren durchgeführt, von der kleinräumigen Spielplatzneugestaltung bis hin zum landesweiten Lärmaktionsplan. Nutzer:innen können ihre Ideen, Wünsche oder Kritik einbringen und Beiträge Anderer kommentieren, außerdem können konkrete Pläne online zur Diskussion gestellt oder Umfragen durchgeführt werden. Durch regelmäßige Angebote auch von digitalen Beteiligungsmöglichkeiten soll mehr Menschen der Zugang zur Mitwirkung an städtischer Planung ermöglicht werden. Um nicht nur im Internet, sondern auch vor Ort mit Bürger:innen digital arbeiten zu können, wurde das Beteiligungstool weiterentwickelt zu DIPAS, dem digitalen Partizipationssystem: über interaktive Touchtische können Bürger:innen und Fachleute gemeinsam das Projektgebiet betrachten, auf Daten zugreifen und auf Augenhöhe diskutieren. Zu den Grundsätzen bei der (Weiter)Entwicklung von DIPAS zählen die laufende Praxiserprobung und das open source-Prinzip, das ausdrücklich auf Nachnutzung durch andere Städte und Kommunen setzt.
    The city of Hamburg has developed an online tool for the informal digital participation of its citizens that can be used easily and at low thresholds by all agencies of the administration, public companies and municipal corporations at the state and local levels. Since 2016, more than 80 processes
    have already been carried out with it, from small-scale playground redesign to a statewide noise action plan. Users can contribute their ideas, wishes or criticism and comment on other people’s contributions, and concrete plans can also be put up for discussion online or surveysconducted. By regularly offering digital participation opportunities, the aim is to give more people access to participation in urban planning. In order to be able to work digitally with citizens not only on the Internet, but also on site, the participation tool was further developed into DIPAS, the digital participation system: citizens and experts can view the project area together via interactive touch tables, access data and discuss at eye level. The principles for the (further) development of DIPAS include ongoing practical testing and the open source principle, which explicitly relies on subsequent use by other cities and municipalities.
  • Jana Stahl, Luisa Ritter, Marie Lortz, Jannis Kachel, Michèle Knodt und Hans-Joachim Linke
    Gemeinsam zur Mobilitätswende – Erkenntnisse aus einer Nutzerbefragung in Stadtquartieren
    Together for a Shift to Sustainable Mobility – Results from a User Survey in Urban Neighborhoods

    Die Mobilitätswende ist ein Prozess, der nicht allein technische und infrastrukturelle Innovationen erfordert, sondern ebenso grundlegender Veränderungen der Gesellschaft und der Verhaltensmuster jedes Einzelnen bedarf. Dieser Beitrag zeigt am Beispiel des vom BMWK geförderten Forschungsprojektes PaEGIE auf, wie die Teilnahme der Bürger*innen an der Mobilitätswende auf Quartiersebene vorbereitet werden kann. Hierzu wird erläutert, welche Daten im Rahmen der Bestandsaufnahme zur Erfassung maßgeblicher Siedlungs- und Mobilitätsinfrastrukturen auf Quartiersebene nutzbar sind und wie diese mit der Methode der Nutzerbefragung ergänzt werden können, um eine fundierte Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten zu erhalten. Die durch Nutzerbefragung gewonnenen Daten werden am Beispiel der Häufigkeit der Nutzung von Verkehrsmitteln in Hinblick auf Quartierseffekte und -unterschiede untersucht.
    The mobility transition is a process that requires not only technical and infrastructural innovations, but also fundamental changes in society and in the behavioral patterns of each individual. Using the example of the PaEGIE research project funded by the BMWK, this article shows how the participation of citizens in the mobility transition can be prepared. For this purpose, it is explained which data can be used in the context of the inventory to record relevant settlement and mobility infrastructures and how these can be supplemented with the method of a user survey to obtain a sound knowledge of the local conditions. The data obtained through user survey will be examined with regard to neighborhood effects and differences using the example of the frequency of transport use.
  • Marie Lortz, Jana Stahl, Luisa Ritter, Ivan Iovine, Benjamin Abb, Eva Klien, Hans-Joachim Linke und Michèle Knodt
    Digitale Beteiligung in der städtischen Mobilitätsplanung
    Digital participation in urban mobility planning

    Das Kernstück moderner Mobilitätsplanung ist die individuelle Mobilität der Menschen. Um Mobilitätsprojekte zu qualifizieren und deren erfolgreiche Umsetzung durch gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern, sind partizipative Elemente erforderlich. Dieser Beitrag zeigt am Beispiel des vom BMWK geförderten Forschungsprojektes PaEGIE auf, wie mithilfe von WebGIS-Anwendungen eine aktive und legitimitätssteigernde Einbindung von Bürger*innen in der städtischen Mobilitätsplanung verwirklicht werden kann. Hierzu werden die Werkzeuge und Funktionen der im Rahmen des Projektes entwickelten interaktiven 3DVisualisierungen und der Mehrwert und Beitrag dieser digitalen Tools zur Erreichung deliberativer Mitgestaltung im Kontext städtischer Mobilitätsplanung dargestellt.
    The core element of modern mobility planning is the individual mobility of people. In order to qualify mobility projects and to ensure their successful implementation through social acceptance participatory elements are required. Using the example of the research project PaEGIE, which is funded by the BMWK, this paper shows how WebGIS applications can be used to actively involve citizens in urban mobility planning and increase their legitimacy. For this purpose, the tools and functions of the interactive 3D visualizations developed within the project and the added value and contribution of these digital tools for achieving deliberative participation in the context of urban mobility planning are presented.
  • Hans-Joachim Linke und Raphael Bretscher
    Neufassung der Richtlinien für die Ermittlung des Verkehrswertes landwirtschaftlicher Grundstücke und Betriebe, anderer
    Substanzverluste und Vermögensnachteile (LandR 19)
    Amendment of the guidelines for determining the market value of agricultural land and farms, other asset losses and asset disadvantages (LandR 19)

    Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die in der LandR 19 enthaltenen Regelungen für die Ermittlung des Verkehrswertes landwirtschaftlicher Grundstücke und Betriebe, anderer Substanzverluste und Vermögensnachteile einschließlich der neuen Methode zur Ermittlung von Entschädigungen bei An- und Durchschneidungen und für Umwege. Dabei wird weniger ein Vergleich zur bisherigen LandR 78 vorgenommen, als vielmehr die neuen methodischen Ansätze herausgestellt. Dem geneigten Leser wird damit ein Basiswissen vermittelt, um zukünftige Gutachten zur
    Entschädigungsermittlung, vor allem bei Teilflächenentzug, hinsichtlich der zutreffenden Anwendung dieser methodischen Ansätze beurteilen zu können.
    This paper gives an overview of the regulations contained in LandR 19 for determining the market value of agricultural land and farms, other asset losses and asset disadvantages, including the new method for the calculation of compensation in the case of land cutting, cut-throughs and detours. No comparison with the previous LandR 78 is made here, but rather the new methodological approaches are highlighted. The reader is thus provided
    with a basic knowledge to enable him to assess future expert opinions on the determination of compensation, especially in the case of partial land expropriation, with regard to the correct application of these methodological approaches.
  • Wilhelm Söfker
    Rechtsprechung