Heft 1 / 2022
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Arno Bunzel
Aktive Bodenpolitik – Der Weg zu mehr Gemeinwohl in der Stadtentwicklung
Active Land Policy – The Way to more Common Good in Urban Development
Die
großen Herausforderungen im Städtebau, insbesondere der
Wohnungsneubau und der klimagerechte Umbau der Städte, sind ohne
einen effektiven Zugriff auf die dafür benötigten
Flächen nicht zu bewältigen. Erforderlich ist daher eine
aktive Bodenpolitik, die planerische und planungsrechtliche Instrumente
mit den Gestaltungsmöglichkeiten,der kommunalen
Liegenschaftsverwaltung verzahnt. Die Empfehlungen der
Baulandkommission gehen in die richtige Richtung. Sie umzusetzen
erfordert aber in vielen Städten eine deutliche Neujustierung.
Wichtige Bausteine dabei sind die Überprüfung und
(Neu-)Bewertung der Potenziale des kommunalen
Liegenschaftsvermögens, die Entwicklung einer Ankaufsstrategie zum
Aufbau bzw. zum Erhalt einer Flächenreserve für noch kommende
Entwicklungen und die Nutzung innovativer Ansätze
bei der Vergabe von kommunalem Liegenschaftsvermögen.
Schlüsselbaustein einer aktiven Bodenpolitik ist zudem die
Entwicklung eines passenden Baulandmodells. Vorrang haben kooperative
Umsetzungswege, die allerdings eines hoheitlichen Begleitschutzes
bedürfen. Deshalb ist auch der Gesetzgeber gefordert, die
hoheitlichen Interventionsmöglichkeiten weiter zu verbessern.
- Dr. Nicolai Kley und Dragan Grahovac
Münchner
Baulandmodell der Sozialgerechten Bodennutzung – Novelle 2021 und
Möglichkeiten, Grenzen und Rahmenbedingungen
der Baurechtsmehrung bei der Nachverdichtung im Innenbereich
Munich building land model of socially just land use – amendment
2021 and possibilities, limits and framework conditions of the increase
in building rights in the case of redensification in the inner area
Am 28.07.2021 hatte der Münchner Stadtrat eine weitere Novelle des Baulandmodells der Sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) beschlossen. Die darin enthaltenen Änderungen, insbesondere das neue und bundesweit beispiellose „100-Punkte-SoBoN-Baukastenmodell“ können auch für andere Anwenderkommunen von Baulandmodellen oder für Kommunen, bei denen die Einführung eines Baulandmodells angedacht ist, von Interesse sein. Der erste Teil des nachfolgenden Beitrags stellt die Novelle vor (Ziff. 1–3).1 Die Nachverdichtung im Innenbereich erlangt angesichts von Flächenknappheit eine immer größere Bedeutung. Anhand eines Beispielsfalls werden im zweiten Teil des Beitrags die Möglichkeiten, Grenzen und Rahmenbedingungen der Baurechtsmehrung bei der Nachverdichtung erörtert (Ziff. 4).2
On July 28, 2021, the Munich City Council passed a further amendment to the building land model of the Socially Responsible Land Use (SoBoN). The changes contained therein, in particular the new and nationwide unprecedented “100-Point SoBoN Modular Model” can also be of interest for other user municipalities of building land models or for municipalities where the introduction of a building land model is being considered. The first part of the following article introduces the amendment (parts 1-3). In view of the scarcity of land, redensification in inner areas is becoming increasingly important. The second part of the article discusses the possibilities, limits and framework conditions for increasing building rights in the case of
redensification on the basis of an case study (part 4).
- Franßen, Yvonne
Über die Erforderlichkeit einer gesamträumlichen verbindlichen Bodennutzungsplanung
Die
folgenden Textpassagen aus dem hier vorgestellten Buch der Verfasserin
thematisieren die Rechtssystematik zur Abgrenzung von unbeplanten
Innen- und Außenbereichen nach §§ 34 und 35
Baugesetzbuch (BauGB). Geltendes Recht wird beschrieben und analysiert.
Im Gegensatz zum deutschen Recht, welches viele Fragen hinsichtlich
zulässiger Nutzungen im Übergangsbereich von Bau- zu
Nichtbauland offenlässt, ist im Schweizer Raumplanungsrecht das
Gebot zur rechtsverbindlichen Abgrenzung zwischen Bau- und
Nichtbaugebieten verankert. Die Textauszüge
aus der Untersuchung zum Schweizer Nutzungsplan, welcher das
Gemeindegebiet verbindlich und gesamträumlich überplant,
veranschaulichen dies. Denn eine gesamträumliche Planung hat
zwangsläufig konkrete Festsetzungen zu Siedlungs- und
Freiräumen und damit deren parzellenscharfe Konkretisierung zum
Gegenstand. Abschließend wird eine zeitnah umsetzbare
Novellierung von § 1 Abs. 3 BauGB vorgestellt, welche eine
Abgrenzungspflicht zwischen unbeplanten Innen- und Außenbereichen
etabliert.
The following text passages address the legal system for the
demarcation of unplanned inner and outer areas according to
§§ 34 and 35 of the German Building Code (BauGB). Applicable
law is described and analysed. In contrast to German law, which leaves
many questions open with regard to permissible uses in the transitional
area from building land to non-building land, the requirement for
legally binding demarcation between building and non-building areas is
anchored in Swiss spatial planning law. The following text excerpts
from the study on the Swiss land use plan, which overplans the
municipal area in a binding and overall spatial manner, illustrate
this. This is because overall spatial planning inevitably involves
concrete specifications of settlement and open spaces and thus their
concretization in terms of parcels. Finally, an amendment to § 1
(3) BauGB that can be implemented in the near future is presented,
which establishes a demarcation obligation between unplanned inner and
outer areas.
- Theo Kötter
Zur Bedeutung der Planungswissenschaften für die Planungspraxis
On the relevance of planning sciences for planning practice
Die
Städte sehen sich derzeit erheblichen disruptiven
Veränderungen und neuen Anforderungen ausgesetzt. Alte Strukturen
sind überholt, bedürfen zumindest einer kritischen
Überprüfung. Besondere strukturelle und strategische
Herausforderungen ergeben sich aus dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum,
dem demografischen und wirtschaftlichen Strukturwandel, den
fortgesetzten sozialräumlichen Segregationsprozesse, dem
Klimawandel,
der Digitalisierung, die Innenstadtentwicklung, die Mobilität
sowie dem aktuellen Ausnahmezustand der Städte während der
Covid-19-Pandemie, die einige der Themen und Probleme wie unter einem
Brennglas sichtbar werden lässt. Die Herausforderungen sind nicht
nur umfangreich und komplex, sondern auch teilweise neu und müssen
zudem unter unsicheren Rahmenbedingungen bewältigt werden. Im
vorliegenden Beitrag erfolgt eine kritische Auseinandersetzung mit
ausgewählten bestehenden Planungstheorien, ihrem „blinden
Fleck“ sowie Ansätzen zu ihrer praxisrelevanten
Weiterentwicklung.
Cities are currently facing significant disruptive changes and new
demands. Existing structures are outdated, need at least a critical
review. Particular structural and strategic challenges arise from the
lack of affordable housing, demographic and economic structural change,
continued socio-spatial segregation processes, climate change,
digitalization, inner city development, mobility, and the current state
of emergency of cities during the Covid 19 pandemic, which makes some
of the issues and problems visible as if under a burning glass. Not
only are the challenges extensive and complex, but some of them are new
and must also be addressed under uncertain conditions. This paper
critically examines selected existing planning theories, their
“blind spots”, and approaches to their practical further
development.
- Brüggemann, Gerhard
Wozu brauchen wir überhaupt ein Kataster und Vermessungswesen?
Das
Liegenschaftskataster, das in Deutschland nahezu reibungslos dem
gesicherte Nachweis der örtlichen Lage eines Grundstücks
dient, wird mitunter hinsichtlich seiner Notwendigkeit hinterfragt, da
nicht unerhebliche Ressourcen der öffentlichen Hand zu seiner
Laufendhaltung erforderlich sind. Der vorliegende Beitrag
erläutert die Vielschichtigkeit der Bedeutung des
Liegenschaftskatasters für Deutschland.
The real estate cadastre, which in Germany serves almost smoothly to
provide secure proof of the location of a parcel of land, is sometimes
questioned as to its necessity, since not inconsiderable public
resources are required to maintain it. This article explains the
complexity of the importance of the real estate cadastre for Germany.
- Nico Lorenz und Thomas Werneburg
Autonomes Fahren – Science Fiction war gestern …
Im Rahmen
einer gemeinsamen Veranstaltung der DVW-Arbeitskreise für
Landmanagement und Wertermittlung wurden am 7. Mai 2021 aktuelle
Entwicklungen in der Kraftfahrzeugindustrie vorgestellt. Anhand
verschiedener Thesen wurde der Frage nachgegangen, welche positiven
Veränderungsprozesse durch neue Mobilitätskonzepte denkbar
sind. Seitens der Volkswagen AG wurde aufgezeigt, dass die Zukunft
unserer Mobilität geprägt ist von klimaneutralen
Antriebskonzepten und den Fortschritten auf dem Weg zum autonomen
Fahren, welche mit der fortschreitenden Vernetzung der Systeme
möglich werden. Die rasanten Entwicklungen im Ausbau der
Elektromobilität und die Versorgung mit erneuerbarer Energie
stehen dabei im Fokus auf dem Weg der Dekarbonisierung. Der Blick in
die Zukunft zeigt jedoch, dass das Fahren nicht nur klimaschonend und
nachhaltig wird, sondern dass es auch noch komfortabler und sicherer
wird, als wir es heute kennen. Ermöglicht werden diese
Fortschritte mit dem Implementieren automatisierter Fahrfunktionen,
welche sowohlden Fahrer als auch die Infrastruktur entlasten.
- Wilhelm Söfker
Rechtsprechung
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