Fachaufsätze

 

Heft 5 / 2021

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  • Martina Klärle, Ute Langendörfer
    Der Green Deal der EU auf die Flächen-Probe gestellt

    Mit dem European Green Deal setzt sich die EU das Ziel, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden. „Unser aktueller Verbrauch an Rohstoffen, Energie, Wasser und Lebensmitteln und unsere gegenwärtige Landnutzung sind nicht nachhaltig.“ – so Ursula von der Leyen in einer Rede zur Lage der Union im September 2020. Weltweit sind Flächen eine überlebenswichtige Ressource. Alle Länder brauchen Flächen als Lebensraum für die Menschen sowie zur Lebensmittelerzeugung. Auch zur Umsetzung des Green Deal und zur Erreichung der Klimaziele braucht es Flächen, nämlich für die Produktion von erneuerbaren Energien. Dabei gibt es Nutzungskonflikte zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen an die Fläche. Flächenverfügbarkeit ist ein hohes Gut in einer globalisierten Welt – in der immer weniger Flächen für immer mehr Menschen und deren wachsende Ansprüche zur Verfügung stehen – und ein immens wichtiger geopolitischer Faktor, der das Kräfteverhältnis zwischen den Weltmächten zukünftig maßgeblich mitbestimmen wird. Wie gut ist die EU im Hinblick auf die Flächenverfügbarkeit für den Klimaschutz im Vergleich zu den anderen Wirtschaftsmächten USA, China und Russland aufgestellt? Der vorliegende Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass es von der EU hinsichtlich der Potenziale und der konkurrierenden Nutzungsansprüche deutlich größere Kraftanstrengungen braucht wie von den USA oder Russland. China ist in einer vergleichbar schwierigen Situation. Eine Lösungsmöglichkeit besteht in der Mehrfachnutzung von Flächen für diverse Nutzungsansprüche. Im Folgenden wird gezeigt, welche Möglichkeiten der Mehrfachnutzung von Flächen es heute schon gibt und zukünftig vermehrt
    geben muss, um die Ansprüche von Siedlungsentwicklung, Landwirtschaft, technischer Infrastruktur, Erneuerbaren Energien, Tourismus und Erholung an die knappen Flächenressourcen anzupassen. Das Augenmerk liegt dabei auf der CO2-Vermeidung durch die Nutzung der Erneuerbaren Energien, um das Ziel der Klimaneutralität für Deutschland und Europa zu erreichen.

  • Michael Debus, Sandra Schilling, Philip Gärtner und Hans-Joachim Linke
    Novellierung der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) 2021
    Amendment of the Real Estate Valuation Decree (ImmoWertV) 2021
    Im vorliegenden Beitrag werden die Neuerungen der novellierten ImmoWertV der bisherigen Rechtslage gegenübergestellt. Die Novellierung war notwendig, da das bisherige Recht nicht ausreichte, um eine bundesweite Homogenität bei der Ermittlung der für die Wertermittlung erforderlichen Daten zu gewährleisten, sowie deren modellkonformen Anwendung sicherzustellen. Trotz vieler Bedenken ist mit der neuen ImmoWertV ein praxisnahes und umfassendes Regelwerk entstanden. Dabei konnte nicht allen geäußerten Bedenken Rechnung getragen werden. Die Regelungen vor allem bezüglich des Erbbaurechtes werden ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen müssen.
    This article compares the innovations of the amended Immo-WertV with the previous legal situation. The amendment was necessary because the previous law was not sufficient to ensure nationwide homogeneity in the determination of the data required for the valuation and to ensure their application in conformity with the models. Despite many concerns, a practical and comprehensive set of rules has emerged with the new Immo-
    WertV. However, not all concerns expressed could be taken into account. The regulations, especially with regard to heritable building rights, will have to prove their practical suitability.
  • Karl-Heinz Thiemann, Johannes Mock und Martin Schumann
    Klimaschutz durch nachhaltige Waldbewirtschaftung – Mobilisierung des vorhandenen Potenzials im Kleinprivatwald durch Gründung von Waldeigentümergemeinschaften
    Climate protection through sustainable forest management – Mobilisation of the existing potential in small private forests through the establishment of forest owners‘ associations
    Holz ist ein wichtiger klimaneutraler Rohstoff und bindet als Baumaterial langfristig Kohlenstoff. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Um bisher brachliegende Waldflächen dauerhaft nutzen zu können, ist es erforderlich, die Strukturmängel im Kleinprivatwald zu beseitigen. Die Waldflurbereinigung stößt jedoch an ihre Grenzen, wenn die Mehrzahl von Kleinsteigentümer nur ein Waldgrundstück hat. Unter diesen Rahmenbedingungen sollte eine eigentumsübergreifende Bewirtschaftung angestrebt werden. Sie kann durch Bildung von Waldeigentümergemeinschaften als Grundstückszusammenschlüsse in Form von Miteigentum nach Bruchteilen gemäß § 1008 BGB erreicht werden. Der Beitrag erläutert wichtige Aspekte des Klimaschutzes durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und stellt mit dem Pilotprojekt zur Neugründung der Waldeigentümergemeinschaft Kell am See, Landkreis Trier-Saarburg (Rheinland-Pfalz), eine bedeutende Innovation zur Strukturverbesserung im Privatwald näher vor.
    Wood is an important climate-neutral raw material and, as a building material, binds carbon in the long term. Sustainable forest management therefore makes an important contribution to climate protection. In order to be able to use previously fallow forest areas in the long term, it is necessary to eliminate structural deficiencies in small private forests. However, forest land consolidation reaches its limits when the majority of small owners have only one forest plot. Under these conditions, cross-ownership management should be striven for. This can be achieved through the formation of forest owners‘ associations as land associations in the form of co-ownership by fractions according to Section 1008 of the Civil Code of the Federal Republic of Germany. The article explains important aspects of climate protection through sustainable forest management and presents the pilot project for the establishment of the forest owners‘ association Kell am See, district of Trier-Saarburg (Rhineland-Palatinate), an important innovation for structural improvement in private forests.
  • Oliver Peters
    Nachhaltigkeit im Kontext städtebaulicher Entwicklung – Kommunen auf dem Weg zu mehr Wirkungsorientierung

    Das Zielbild der nachhaltigen Stadt, Gemeinde oder des Kreises wird in vielen strategischen Agenden und Konzepten wie der Agenda 2030 und der New Urban Agenda thematisiert. Mehr und mehr Kommunen machen sich auf den Weg, dieses Ziel mit Hilfe eines systematischen achhaltigkeitsmonitorings und -managements zu erreichen. Die Unterstützungsangebote dafür werden vielfältiger und ausgereifter. Noch besteht allerdings zwischen den Aktivitäten und Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung und den intendierten Wirkungen eine Diskrepanz, die auf viele
    politische, administrative und methodische Ursachen zurückzuführen werden kann. Dennoch sind die Impulse, wie auch der Handlungsdruck, für zukunftsfähige Kommunen auf allen Ebenen wahrnehmbar. Um deren Wirkungen so zu entfalten, dass sie auch deutlich messbar werden, bedarf es mehr Bewusstsein sowie eine systematische und integrative Herangehensweise.
  • Marwin Detzner und Alexandra Weitkamp,
    Diskussionsintensität des Klimaschutzes und der Klimaanpassung in ländlichen und urbanen Räumen in der deutschen Fachliteratur
    Teil 1

    Urbane und rurale Räume in Deutschland sehen sich mit den Folgen des inzwischen unabwendbaren Klimawandels konfrontiert. Neben bestehenden Herausforderungen wie beispielsweise aus dem Bereich der Daseinsvorsorge werden insbesondere ländliche Räume mit weniger guter sozioökonomischer Lage durch die neuen Gegebenheiten gefordert sein. Um Resilienz- und Anpassungsstrategien und -maßnahmen zu entwickeln, bedarf es eines frühzeitigen Problembewusstseins. Hier können eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen das notwendige Wissen schaffen und vermitteln, damit ländliche Räume und ihre Bewohnerschaft den neuen Herausforderungen vorbereitet entgegentreten können. Dieser Beitrag untersucht vergleichend mittels systematischer Literaturrecherche vorhandene deutschsprachige wissenschaftliche Arbeiten zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in ländlichen und urbanen Räumen.
    Urban as well as rural areas in Germany are confronted with the consequences of man-made climate change. Besides existing challenges as they arise in the field of services of general interest (Freitag, Rößler, und Kunz 2009) especially rural areas in a worsening socio-economic state will be challenged with the changing conditions. For the development of resilience and adaption strategies, an early awareness is required. At this point, a variety of scientific disciplines show the potential to generate and communicate the necessary knowledge that enables rural areas and their citizens to face these new challenges. This work examines existing scientific publications in German language concerning climate protection and adaption in rural and urban areas.
  • Jörg Lummitsch und Dr. Torben Stefani
    Landmanagement für die Entwicklung von Kohlenstoffdioxid-Senken
    Der „Green Deal“ der Europäischen Kommission verfolgt unter anderem das Ziel, CO2 zu reduzieren. Das kann insbesondere durch die Speicherung von CO2 in Form von Kohlenstoffdioxid- Senken gelingen. Anhand dieses Beitrags werden die Möglichkeiten und Grenzen des Landmanagements im ländlichen Raum für die Bereitstellung von Flächen für CO2-Senken ausgelotet. Die bestehenden Instrumente kommen insbesondere bei flächenintensiven Vorhaben, die zudem für ihre Umsetzung eine Nutzungsänderung erfordern, schnell an ihre Grenzen. Daher wird in diesem Aufsatz ein umfassender Lösungsansatz für die Planung und tatsächliche Bereitstellung von Kohlenstoffdioxid- Senken skizziert.
    One of the goals of the European Commission‘s “Green Deal” is to reduce CO2. This can be achieved in particular by storing CO2 in the form of carbon sinks. This paper explores the possibilities and limits of land management in rural areas for the provision of land for CO2 sinks. The existing instruments quickly reach their limits, especially in the case of land-intensive projects that also require a change of land-use for their implementation. Therefore, this paper outlines a comprehensive solution approach for the planning and actual provision of carbon sinks.
  • Hiltrud Vollmer und Matthias Fabich
    EXPO-Stadtteil Hannover-Kronsberg – Quo Vadis?
    Dem steigenden Druck am Wohnungsmarkt einer wachsenden Stadt kann in Hannover durch geeignete Baulandbevorratung in der Vergangenheit begegnet werden. Am ehemaligen Expo- Gelände wird derzeit das Kronsbergquartier entwickelt. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die allgemeine Planung, die genutzten Instrumente und den aktuellen Stand des Gebietes.
    The increasing pressure on the housing market of a growing city can be countered in Hannover by appropriate building land provision in the past. The Kronsberg Quarter is currently being developed on the former Expo site. This article gives an overview of the general planning, the instruments used and the current status of the area.
  • Brigitte Treskow and Steven Schultze
    Urban planning in two US cities through eras of rapid industrialization and de-industrialization – Detroit, Michigan, and Mobile, Alabama
    Zonierung, ein Wort und eine Vorgehen, die die Flächennutzungsplanung in amerikanischen Städten beschreibt. Sie ermöglicht eine Segregation verschiedener Landnutzungen, um Emissionen zu vermeiden. Besonders ausgeprägt ist diese Segregation in Wohngebieten, die oft nur zum Wohnen und nicht zur gewerblichen Nutzung vorgesehen sind. In vielen Wohngebieten werden durch starre Bebauungsvorschriften Umgebungen geschaffen, in denen es an alltäglicher Versorgung mangelt. Gepaart mit fehlenden öffentlichen Verkehrsmitteln in fußläufiger Entfernung zu den Wohngebäuden, werden Besorgungen mit dem PKW zur Notwendigkeit. Auch die großzügigen Grundstücksgrößen führen zu langen Fußwegen. Im Vergleich zu europäischen Ländern handelt es sich hierbei um ein spezifisch amerikanisches Problem, und ein Verständnis der amerikanischen Planungspraktiken kann aufzeigen, warum dies der Fall ist. Wie funktionieren Planung und Zonierung in den USA? Ein Überblick über die Systeme, Vorschriften und Pläne, mit denen die Stadtplanung und -entwicklung gesteuert wird, weist Ähnlichkeiten und Unterschiede zum deutschen Ansatz auf. Die Bedeutung der Zonierung und der Umgang mit Zonierungsvorschriften erklärt die strikte Trennung der Landnutzung in den USA und deren Folgen. Die Fälle von Alabama und seiner Stadt „Mobile“ sowie von Michigan und seiner Stadt „Detroit“ verdeutlichen die unterschiedlichen Planungsansätze innerhalb der USA und die Auswirkungen dieser Ansätze auf die Bewohner. Mobile und Detroit sind zwei Städte, die sich erheblich unterscheiden, aber dennoch signifikante Gemeinsamkeiten in ihrer Geschichte und Entwicklung aufweisen. Beide wuchsen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dank ihrer Schlüsselrolle in der rasanten Industrialisierung der Vereinigten Staaten enorm. Beide sind seit den 1960er Jahren geschrumpft; Detroit hat inzwischen eine Million Einwohner verloren, und Mobile erfährt kein ausgeprägtes Wachstum im Vergleich zu anderen amerikanischen Städten. Schließlich sind beide Städte, die immer noch eine extreme Segregation von Weißen und Afroamerikanern bzw. schwarzen Menschen (im Folgenden als Weiße und Schwarze Menschen bezeichnet) aufweisen, vor allem in Wohnvierteln. Diese Segregation

    unterstreicht die ungleichen und ungerechten Entwicklungspraktiken von besonders segregierten oder überwiegend afroamerikanischen
    Gebieten.
    Zoning, a word and action describing land use planning in American towns and cities, enables a segregation of different land uses in order to prevent emissions. This segregation is especially pronounced in residential areas, which are often only meant for residency and no commercial use. In many residential areas, rigid zoning regulations create environments destitute of everyday supplies. Coupled with an absence of public transportation
    within walking distance to homes, errands by car become necessity. Also, generously sized lots lead to long walking distances. When compared to European countries, these are uniquely American problems, and an understanding of U.S. planning practices can illuminate why this is the case.
    How do planning and zoning work in the USA? An overview of the systems, regulations and plans used to manage urban planning and development show similarities and differences to the German approach. The importance of zoning and handling of zoning regulations explains the strict separation of land use in the USA and its consequences. The cases of Alabama and its city, “Mobile,” and of Michigan and its city, “Detroit,” emphasize the
    different approaches to planning within the USA, and the effects of these approaches on residents. Mobile and Detroit are two cities that are strikingly different, yet share significant similarities concerning their history and development. Both grew tremendously in the first decades of the 20th
    Century thanks to their key roles in the rapid industrialization of the United States. Both have shrunk since the 1960s; Detroit has since lost a million inhabitants, and Mobile is not seeing the marked growth of comparable American cities. Finally, both are cities that still display extreme segregation of Whites and African- Americans or Blacks (hereafter referred to as Whites and Blacks), especially at the neighborhood level. This segregation underlines unequal and inequitable development practices of particularly segregated or predominantly African-American areas.
  • Söfker, Wilhelm
    Rechtsprechung