Heft 1 / 2021
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Katharina Scheer
Der Zukunfts-Check Dorf: Instrument zur Förderung von baulicher, infrastruktureller und sozialer Dorferneuerung
Project “Zukunfts-Check Dorf”: Instrument for the promotion
of structural,infrastructural and social village development
Der
Zukunfts-Check Dorf (ZCD) wurde entwickelt, um die Ortsgemeinden im
Eifelkreis Bitburg-Prüm in die Lage zu versetzen, ein
Dorferneuerungskonzept mit Unterstützung der Kreisverwaltung
weitestgehend selbst aufzustellen. Dieses Dorferneuerungskonzept
ermöglicht dann den Zugang zu den Fördermitteln der
Dorferneuerung des Landes Rheinland-Pfalz. Weiterhin werden neben der
Erstellung des Dorferneuerungskonzeptes als zentrales Instrument der
Dorferneuerung, zahlreiche unterschiedliche Projekte in den
Ortsgemeinden eigenverantwortlich auf den Weg gebracht. Dabei bietet
der Zukunfts-Check Dorf eine moderne Beteiligungsform. Die
Vorgehensweise wird inzwischen auch auf andere
Gebietskörperschaften in Rheinland-Pfalz übertragen.
For village development, the
state government of Rhineland-Palatinate provides financial resources.
In order to be eligible for these funds, the villages must present a
village development concept. The Zukunfts-Check Dorf (ZCD) was
developed to enable local communities in the Eifelkreis
Bitburg-Prüm to draw up the necessary village development concept
though a process of public participation. During this process villagers
also initiate small self-sustaining projects which directly affect the
local community. This successful approach is now being transferred to
other areas in Rhineland-Palatinate.
- Andreas Grieß
„Können
die das denn?“ – oder: Wo ist die Grenze der
Subsidiarität in der ländlichen Entwicklung erreicht?
“Can they do that?” – or: Where has the limit of subsidiarity in rural development been reached?
Der
Artikel beschreibt die hohe Bedeutung subsidiärer Ansätze
für die ländliche Entwicklung im Freistaat Sachsen. Der
Zusammenhang mit der Landes- und Regionalplanung wird erläutert.
Das Hauptinstrument auf regionaler Ebene im ländlichen Raum ist
LEADER (regionale Entwicklungsmethode und Förderinstrument aus der
EU-Agrarpolitik). Es wird ein allgemeiner Überblick über die
Handlungsfelder der LEADER-Aktionsgruppen gegeben sowie der Bezug zur
demographischen Entwicklung auch auf Ortsebene hergestellt.
The article describes the great importance of subsidiary approaches for
rural development in the Free State of Saxony. The connection with
state and regional planning is explained. The main instrument at the
regional level in rural areas is LEADER (regional development method
and funding instrument from EU agricultural policy). A general overview
of the fields of action of the LEADER action groups is given and a
reference to demographic development is also established at local level.
- Michael Neft und Willi Perzl
Generationenmanagement und Entwicklungsgeist in Ostbayern am Beispiel der Dorferneuerung im Markt Waldthurn
Generation management and development spirit in East Bavaria using the example of village renewal in Markt Waldthurn
Mit
strategischen Ansätzen, der Fähigkeit zum internen Konsens
und einer bemerkenswerten Eigeninitiative blickt die Marktgemeinde
Waldthurn trotz widriger Rahmenbedingungen optimistisch in die Zukunft.
Die ländliche Infrastruktur wurde mit zahlreichen
Einzelmaßnahmen, aber stets in einem Gesamtkonzept eingebettet,
über Jahre hinweg erneuert bzw. ergänzt. Die Marktgemeinde
nutzt hierfür schwerpunktmäßig das umfassende
Handlungs- und Förderinstrumentarium der Bayerischen Verwaltung
für Ländliche Entwicklung.
With strategic approaches, the ability to reach internal consensus and
a remarkable level of initiative, the market town of Waldthurn is
optimistic about the future despite the adverse framework conditions.
The rural infrastructure was renewed or supplemented over the years
with numerous individual measures, but always embedded in an overall
concept. For this purpose, the market municipality primarily uses the
comprehensive range of action and funding instruments of the Bavarian
Administration for Rural Development.
- Heike Roock und Thomas Reimann
Witzin – Die Entwicklung eines Dorfes in Mecklenburg-Vorpommern
Witzin – The development of a village in Mecklenburg-Vorpommern
In
ihren Schlussfolgerungen aus der Arbeit der Kommission
„Gleichwertige Lebensverhältnisse“ führen die
vorsitzführenden Bundesministerinnen und -minister aus, dass die
Schaffung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in allen
Regionen Deutschlands ein zentrales politisches Ziel ist (BMI, S. 9).
Eine Vielzahl der nach der Herstellung der Einheit der beiden deutschen
Staaten für das Beitrittsgebiet ergriffenen Maßnahmen war
auf ein analoges Ziel ausgerichtet. Es galt und gilt, die Lebensund
Arbeitsverhältnisse so zu entwickeln, dass eine
diesbezügliche Gleichwertigkeit gegenüber dem bisherigen
Bundesgebiet erreicht wird. In ländlichen Räumen kommt auf
dem Weg zur Erreichung der Ziele der Dorfentwicklung sowie deren
Förderung eine besondere Bedeutung zu. Für die Entwicklung
ländlicher Räume und der in diesen gelegenen Gemeinden wird
regelmäßig ein integrierter Ansatz verfolgt. Dieser Ansatz
beruht darauf, dass für ein definiertes Gebiet unter Einbeziehung
der für dieses Gebiet relevanten Akteure einschließlich der
Bevölkerung ein Integriertes ländliches Entwicklungskonzept
(ILEK) erarbeitet und dessen Umsetzung durch einen integrierten Einsatz
verschiedenster Instrumente unterstützt wird. Der integrierte
Einsatz unterstützender Instrumente soll eine weitgehende
Umsetzbarkeit der Konzepte befördern. Es wird am Beispiel der
Gemeinde Witzin in Mecklenburg-Vorpommern gezeigt, dass für eine
tatsächliche Dorfentwicklung jedoch das besondere Engagement der
oftmals ehrenamtlichen Gemeindeparlamente sowie der Einwohnerinnen und
Einwohner der Dörfer von herausragender Bedeutung ist. Es liegt an
ihnen selbst, Entwicklungsbedarfe und -notwendigkeiten zu erkennen
sowie erforderliche Maßnahmen und Vorhaben abzuleiten und
umzusetzen. Dies gilt umso mehr, wenn wie in Mecklenburg-Vorpommern
keine die Umsetzung eines ILEK koordinierende Strukturen geschaffen
wurden. Regelmäßig ist es ebenso wichtig, über
Kenntnisse zu Unterstützungsmöglichkeiten –
ausdrücklich auch der finanziellen – und deren Nutzung zu
verfügen. Die Bedingungen für den Einsatz solcher
Unterstützungsmöglichkeiten und deren Flexibilität
bestimmen damit oftmals auch die tatsächlichen Umsetzungsschritteder Dorfentwicklung.
In their conclusions from the work of the Commission on “Equal Living
Conditions”, the Federal Ministers holding the Presidency note
that the creation of equal living conditions in all regions of Germany
is a central political objective (BMI, p. 9). A large number of the
measures taken for the acceding territory after reunification of the
two German States were directed towards an analogous objective. The aim
was and still is to develop living and working conditions in such a way
as to achieve equivalence in this respect with the previous territory
of Germany. In rural areas, village development and its promotion are
of particular importance on the way to achieve the objectives. An
integrated approach to the development of rural areas and the
municipalities located in them is regularly pursued. This approach is
based on the fact that an integrated rural development concept (ILEK)
is drawn up for a defined area with the involvement of the relevant
actors in the area, including the population. Its implementation is
supported by an integrated use of a wide range of instruments. The
integrated use of supporting instruments is intended to promote the
widespread implementation of the concepts. The example of the
municipality of Witzin in Mecklenburg-Western Pomerania shows that the
special commitment of the often honorary municipal parliaments and the
inhabitants of the villages is of outstanding importance for actual
village development. It is up to them to identify development needs and
necessities and to derive and implement necessary measures and
projects. This is even more important if, as in Mecklenburg-Vorpommern,
no structures have been created to coordinate the implementation of an
integrated rural development concept. It is regularly just as important
to have knowledge of support options – explicitly including
financial ones – and how to use them. The conditions for the use
of such support possibilities and their flexibility often determinethe actual implementation steps of village development.
- Josefine Petrenz und Alexandra Weitkamp
Schrumpfung, bis keiner mehr da ist – Erste Ergebnisse zu Erfahrungen mit Wüstungen in Deutschland
Shrinkage until there is no one left – First results on experiences with derelict areas in Germany
Schrumpfung
in ländlichen Räumen, basierend auf dem demografischen und
wirtschaftlichen Wandel, ist ein in den vergangenen Jahren zunehmend
diskutiertes Thema. Seine Herausforderung erhält es vor allem
dadurch, dass bisher konkrete Strategien zum Umgang mit schrumpfenden
Dörfern fehlen: Die Ideen reichen von Bestrebungen, den
Rückgang aufzuhalten – wie die aktuellen
Förderprogramme der Länder für den ländlichen Raum
zeigen (u. a. Bayrisches Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, o. J.; Niedersächsisches Ministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: o. J.)
– bis hin zur Forderung, stark schrumpfende Dörfer bewusst
nicht mehr zu unterstützen und nahezu sich selbst zu
überlassen (Simons & Weiden, 2016: 47). Versinnbildlicht wird
diese Diskussion durch Kleinstsiedlungen, die durch die
Schrumpfungsprozesse zu Wüstungen, also verlassenen Siedlungen
werden: Oftmals peripher im Gemeindegebiet gelegen, schlecht an
Versorgungsinfrastrukturen angebunden und unattraktiv durch einen
unsanierten Zustand, spiegeln sie wesentliche Probleme der Dörfer
in ländlichen
schrumpfenden Räumen wider. Demzufolge beinhaltet eine Lösung
zum Umgang mit Wüstungen das Potenzial, Strategien für durch
Schrumpfung betroffene ländliche Räume zu entwickeln. In
diesem Kontext sind unter anderem folgende Fragen zu klären: Wie
sollte damit umgegangen werden, dass Siedlungen aufgrund des
demografischen und wirtschaftlichen Wandels zu Wüstungen werden
können? Ist es sinnvoll, in den Prozess der Degeneration
einzugreifen? Oder kann diese Entwicklung ignoriert werden? Sollten
solche Siedlungen abgerissen und in Zeiten des Klimawandels für
Renaturierungen und zum Flächensparen genutzt werden? Oder ist
vorab, also während die Siedlung noch in (Teil-)Nutzung ist,
über eine Nachfolgenutzung nachzudenken? Im Folgenden wird eine
erste empirische Untersuchung dieser Problematik vorgestellt.
Dafür wurden Kommunen mit Wüstungen nach ihren Erfahrungen
zum Entstehungsprozess und daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen zum
Umgang mit Wüstungen befragt und erste Ergebnisse zu den
Forschungsfragen aus den Bundesländern Bayern und Thüringen
vorgestellt.
Shrinkage in rural areas based on demographic and economic change is an
increasingly discussed topic in recent years. The main challenge is the
lack of concrete strategies for dealing with shrinking settlements: the
ideas range from efforts to stop the decline – as the current
state funding programs for rural areas show (including Bayrisches
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,
o. J.; Niedersächsisches Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz: o. J.) – up to and
including the demand that strongly shrinking villages no longer
be supported and almost left to their own devices (Simons & Weiden,
2016: 47). This discussion is symbolized by small settlements, which
are becoming deserted, i. e. unused, abandoned settlements due to the
shrinking processes: Often located in the periphery of the municipal
area, poorly connected to supply infrastructure and unattractive due to
an unsanitary condition, they reflect essential problems of the
villages in rural shrinking areas. As a result, a solution for dealing
with desertification has the potential to develop strategies for rural
areas affected by shrinkage. In this context, the following questions,
among others, need to be clarified: How should we deal with the fact
that settlements can turn into desolation due to demographic and
economic change? – Does it make sense to intervene in the process
of degeneration? Or can this development be ignored? Should such
settlements be demolished and used for renaturation and land saving in
times of climate change? Or is it necessary to think about a subsequent
use in advance, i. e. while the settlement is still in (partial) use?
For an empirical approach to this problem, municipalities with
desertification were asked about their experiences with the development
process and the conclusions drawn from it for dealing with
desertification. Based on the first results from the federal states of
Bavaria and Thuringia, initial findings on the research questions are
presented.
- Julia Süring und Alexandra Weitkamp
Wohnimmobilientransaktionen – Ableitung neuer Forschungsansätze für Deutschlands Wohnimmobilienmarkt
Residential property transactions – Derivation of New Research Approaches for Germany’s Residential Property market
Dieser
Beitrag fokussiert die methodische Herangehensweise und
Durchführung einer Literaturrecherche zur Auswertung aktueller
Forschungsschwerpunkte im Bereich Wohnimmobilientransaktionen im
Hinblick auf Käufer- und Verkäuferverhalten. Da dies ein
weites Forschungsfeld ist, wird sich für eine systematische
internationale Literaturrecherche unter Verwendung der PICO-Methode
entschieden. Die konkrete Fragestellung bezüglich
wertbeeinflussender Parameter aus Sicht von Käufern und
Verkäufern wird in Einzelkomponenten unterteilt und durch
Verknüpfungen von Suchbegriffen in ausgewählten
Onlineplattformen eingegeben. Die Auswertung der gefundenen Resultate
erfolgt quantitativ wie auch qualitativ und wird anschließend als
Forschungsstand in diesem Beitrag präsentiert. Die quantitative
Auswertung hinsichtlich der Untersuchungsgebiete und der
Häufigkeit bestimmter Schlüsselwörter ergibt, dass sich
der Untersuchungsraum auf asiatische Länder konzentriert und
Schlüsselwörter wie Preis, Eigentum und Wohnung besonders
häufig vorkommen. Bei der qualitativen Auswertung können zwei
große Forschungsschwerpunkte identifiziert werden –
einerseits Faktoren, die die Kaufentscheidung beeinflussen, und
andererseits Faktoren, die den Preis / Wert einer Immobilie
beeinflussen. Sowohl quantitative als auch qualitative Auswertung
zeigen eine Konzentration auf die Thematik Wohnimmobilienpreise.
This paper focuses on the methodological approach and the performance
of a literature review to evaluate current research topics in the field
of residential real estate transactions in regard to sellers’ and
buyers’ behaviour. Since this is a wide field of research,
systematic international literature research using the special PICO
method will be chosen. The concrete question regarding
value-influencing parameters from the perspective of buyers and sellers
will be divided into individual components and entered by linking
search terms in selected online platforms. The quantitative and
qualitative evaluation of the results found will be presented as the
state of research in this paper. The quantitative evaluation with
regard to the research areas and the frequency of certain keywords
shows that the research area is mainly concentrating on Asian countries
and that keywords such as price, property and housing are particularly
frequent. The qualitative analysis identifies two main areas of
research – on the one hand, factors influencing the purchase
decision and on the other hand, factors influencing the price / value
of a property. Both, quantitative and qualitative analysis show a focus
on the topic of residential property prices.
- Wilhelm Söfker
Zum Entwurf der Bundesregierung über ein Baulandmobilisierungsgesetz
Die Bundesregierung hat am 4. 11. 2020 den Entwurf eines Gesetzes zur Mobilisierung von Bauland (Baulandmobilisierungsgesetz – BauGB-E) beschlossen1. Der Bundesrat hat zu diesem Gesetzentwurf am 18.12. 2020 Stellung genommen2. Nach der Gegenäußerung der Bundesregierung zu dieser Stellungnahme³ stehen die Beratungen und die Beschlussfassung des Bundestages über das Gesetz an. Im Folgenden soll ein Überblick über die in dem Gesetz vorgesehenen neuen Vorschriften mit Hinweisen zu ihrer Bedeutung für die Praxis gegeben werden.
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