Fachaufsätze

 

Heft 4 / 2019

zurück      

 

  • Thomas Kiwitt
    Nachhaltige Regionalentwicklung: Die Strategie der Region Stuttgart
    Sustainable Land Use: The Approach of Stuttgart Region / Germany

    Der Artikel beschreibt die Vorgehensweise des Verbands Region Stuttgart zur Koordination der Flächennutzung und Infrastrukturentwicklung in einer der dynamischsten Regionen Deutschlands. Unter Berücksichtigung der aktuellen strukturellen und administrativen Rahmenbedingungen werden sowohl formale wie informelle Instrumente erläutert.
    The article describes Stuttgart Region’s approach to coordinate land use and infrastructure development in one of Germanys most dynamic areas. Formal and informal instruments are described in the light of current structural and administrative conditions.
    2,8 Mio. Menschen leben in der Region Stuttgart – und damit 25 % der Bevölkerung des Landes Baden-Württemberg. 30 % der landesweiten Wirtschaftsleistung werden in der Region erbracht, ein Bruttosozialprodukt, das jenem der drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zusammen entspricht. Mit der Landesregierung, den Zentralen namhafter Firmen, dem Flughafen und der Landesmesse haben auch wichtige Elemente der „Gateway-Infrastruktur“ ihren Sitz in der Region.
    Dementgegen umfasst der Anteil der Region Stuttgart an der Landesfläche lediglich 10 %, was – vor allem in Anbetracht der dynamischen Entwicklung – zu erheblichen Nutzungskonflikten und einem weitreichenden Koordinationsbedarf führt. Die strukturellen Hintergründe sowie die instrumentellen Möglichkeiten zur Steuerung dieser Prozesse in Richtung einer nachhaltigen Raumentwicklung sollen im folgenden Beitrag näher dargestellt werden.
  • Frank Friesecke
    Die Renaissance der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme gem. §§ 165 ff. BauGB – Praxisbericht aus Sicht eines Entwicklungsträgers
    The renaissance of the urban development measure in accordance with §§ 165 ff. BauGB - Practice report from the point of view of a development agency

    Die erheblich gestiegenen Baulandpreise verhindern in zahlreichen deutschen Ballungszentren eine bedarfsgerechte Wohnraumversorgung. Einerseits fehlt es an entsprechendem Bauland, andererseits sind in vielen Fällen nicht alle Grundstückseigentümer mitwirkungsbereit. Baulücken werden nicht geschlossen, baureife Grundstücke nicht bebaut oder an Bauwillige veräußert. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich eine Renaissance bei der Anwendung der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme in der kommunalen Praxis ab; jüngst haben einige Städte entsprechende Einleitungs- bzw. Satzungsbeschlüsse gemäß § 165 BauGB gefasst. Der Aufsatz liefert praxisnahe Antworten auf die Fragen, welche Voraussetzungen für den Instrumenteneinsatz vorliegen müssen und welchen Beitrag die Entwicklungsmaßnahme zur gemeinwohlorientierten Baulandmobilisierung liefert.
    The considerable rise in building land prices is preventing a needs-based supply of housing in many urban agglomerations in Germany. On the one hand there is a lack of suitable building land, on the other hand in many cases not all property owners are willing to cooperate. Single empty plots remain unused, plots ready for construction are not developed or sold to those willing to build. Against this background, a renaissance is emerging in the application of urban development measures in municipal practice; some cities have recently passed corresponding introductory or statutory resolutions in accordance with § 165 BauGB. The essay provides practical answers to the questions, which prerequisites for the use of instruments must be present and which contribution the development measure makes to the public welfare-oriented mobilization of building land.
  • Tine Köhler und Andrea Berndgen-Kaiser
    Building against vacancies? – On measures of adjusting the stock of detached houses in response to falling demand
    Bauen gegen Leerstände? – Maßnahmen zur Anpassung des Bestandes an Einfamilienhäusern an die rückläufige Nachfrage

    Die Anpassung des Gebäudebestandes ist eine wichtige Herausforderung für Kommunen, die aufgrund des demografischen Wandels mit einer rückläufigen Nachfrage nach Wohnraum konfrontiert sind. In den letzten Jahrzehnten wurden vielfältige Maßnahmen zur Bewältigung der negativen Auswirkungen des demografischen Wandels umgesetzt. Das Segment der Einfamilienhäuser steht jedoch bisher nicht im Fokus der Stadtentwicklung. Dieses Papier stellt die Hypothese auf, dass Kommunen versuchen, neue Einwohner anzuziehen, indem sie weiteres Bauland anbieten, anstatt den Rückgang zu bewältigen. Basierend auf einem gemischten Ansatz mit einer Online-Befragung bei deutschen Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern, einer Bewertung von Stadtentwicklungsprogrammen, Desktop-Forschung, einer Faktoranalyse und zehn persönlichen Interviews mit Verwaltungs- und Politikexperten zielte die empirische Bewertung darauf ab, den Einfluss verschiedener Variablen auf die Wirkung von Maßnahmen zu untersuchen. Die Untersuchung ergab, dass die öffentliche Finanzierung eines der mächtigsten Instrumente zur Beeinflussung der Stadtplanung unter den Bedingungen des Stadtverfalls ist, dass Erfolge aber aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Subventionen fast nie fortgesetzt werden können. Diesen Erfolgen wird sogar zusätzlich entgegengewirkt, da viele Kommunen trotz fehlender Nachfrage noch immer
    Bauland entwickeln.
    The adaptation of the building stock is a vital challenge for municipalities facing a declining demand for housing due to demographic change. In recent decades, manifold measures to cope with the negative effects of demographic change have been implemented. However, the segment of single-family homes has not been in the focus of urban development so far. This paper states the hypothesis, that municipalities try to attract new inhabitants by offering further building land instead of managing decline. Based on a mixed-method approach including an online survey of German municipalities with more than 10,000 inhabitants, an evaluation of urban development programs, desktop research, a factor analysis and ten face-to-face interviews with both administrative and political experts, the empirical assessment aimed at investigating the influence of different variables on the impact of measures. The investigation showed that pub- lic funding is one of the most powerful instruments influencing urban planning under conditions of urban decline, but that successes can almost never be continued because of the time limit of the subsidies. These successes are even additionally counteracted, because many municipalities still persist in developing building land despite a lack of demand.
  • Isabelle Adolphs, Julia Süring und Alexandra Weitkamp
    Steigender Wohnungsdruck in deutschen Großstädten: Der Blick über den Tellerrand – Können wir von Wien lernen?
    Increasing pressure on housing markets in major German cities: Thinking outside the box - can we learn from Vienna?

    Die Mieten in deutschen Großstädten steigen seit Jahren kontinuierlich an. Dadurch wird es bestimmten Personengruppen erschwert, sich am freien Wohnungsmarkt mit angemessenem Wohnraum versorgen zu können. Viele Kommunen haben dies erkannt und versuchen mit eigenen Wohnraumförderungsprogrammen dem Trend entgegenzuwirken. Auch die Bundesregierung sieht sich zunehmend in der Pflicht, regelnd in den Wohnungsmarkt einzugreifen. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die österreichische Hauptstadt Wien als ein gutes Beispiel für die Bereitstellung von gefördertem Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten hervorgehoben. Was können deutsche Städte vom Wiener Modell lernen? Lassen sich bestimmte Ansätze auch auf Deutschland übertragen? Dieser Frage soll im vorliegenden Beitrag nachgegangen werden.
    For years rents have been rising steadily in major German cities. This makes it difficult for certain groups of people to provide themselves with adequate housing on free housing markets. Many municipalities have recognized this trend and are trying to counteract with their own housing promotion programs. Also, the Federal Government is increasingly obliged to intervene in the housing market. In this context, the Austrian capital Vienna is repeatedly emphasized as a good example for the provision of subsidized housing for broad sections of the population. What can German cities learn from the Viennese model? Can certain approaches also be transferred to Germany? This question will be examined in this paper.
  • Christian Paulik
    Umrechnungskoeffizienten für landwirtschaftliche Bodenwerte in Rheinland-Pfalz
    Conversion coefficients for farmland values in Rhineland-Palatinate

    In den vergangenen Jahren ist festzustellen, dass die Bodenpreise für landwirtschaftliche Flächen sowohl in Rheinland-Pfalz als auch bundesweit kontinuierlich steigen. Zudem hat die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Flächen zugenommen. Waren früher die Flächen überwiegend im rein landwirtschaftlichen Gebrauch, so kommen nunmehr Nutzungen für die Energiegewinnung (z. B. Windenergieparks, Anbauflächen für Energiepflanzen (Biogas)) oder den Natur- und Landschaftsschutz hinzu. Der Teilmarkt für landwirtschaftliche Grundstücke – sei es
    zur konventionellen oder für die o. g. besondere Nutzung – gewinnt also zunehmend an Bedeutung. In nachfolgendem Beitrag werden einige Einflüsse auf die Bodenpreise landwirtschaftlicher Grundstücke in Rheinland-Pfalz untersucht und es werden Umrechnungskoeffizienten für die signifikanten Merkmale abgeleitet. Insbesondere die Ackerzahl sowie die Grünlandzahl wirken sich signifikant auf den relativen Kaufpreis aus. Die Ergebnisse werden zur Anwendung bei der Verkehrswertermittlung oder der Ableitung von Bodenrichtwerten für landwirtschaftliche Flächen der Nutzungsarten Acker und Grünland in Rheinland-Pfalz empfohlen.
    In recent years, prices for agricultural land in Rhineland-Palatinate as well as nationwide are rising continuously. Furthermore the variety of uses of agricultural land has increased. In the past, the areas were mostly used for purely agricultural purposes, but now uses for energy production (for example wind farms, acreage for energy crops (biogas)) or nature and landscape conservation are added. The submarket for agricultural land – conventional or for the aforementioned special use – is hence becoming increasingly important. In the following article some influences on prices of agricultural land in Rhineland-Palatinate are examined and conversion coefficients for the significant characteristics are derived. In particular, the soil quality index for arable land and grassland has a significant effect on the relative purchase price. The results are recommended for use in the determination of market values or the derivation of standard farmland values in Rhineland-Palatinate.
  • Dieter Behrendt und Matthias Riepe
    Neue Wege zur Mobilisierung von Gewerbeflächen: Unternehmensnachfolge und frühzeitige Vermeidung von Brachflächen (Teil1)
    New ways to develop commercial space: company succession and early avoidance of brownfields

    Trotz langjähriger Ziele zum Flächensparen werden in Deutschland immer noch etwa 60 Hektar Fläche pro Tag neu in Anspruch genommen. Bisherige Forschung zur Reduzierung der Neuinanspruchnahmevon Fläche fokussiert sich insbesondere auf die Revitalisierung bestehender Brachflächen. In diesem Artikel soll dies um den Ansatz erweitert werden, das Entstehen neuer Brachflächen zu verhindern. Dabei wird auf den Aspekt des demografischen Wandels eingegangen: Immer mehr ältere Unternehmer stehen immer weniger potentiellen Nachfolgern gegenüber. Hinzu kommt ein derzeit breites Angebot an beruflichen Möglichkeiten als Alternative zur Selbständigkeit, was das Finden eines geeigneten Nachfolgers zusätzlich erschwert. Für Unternehmen, die daher keinen Nachfolger finden, stellt sich die Frage, wie die bisherige Betriebsfläche weiter genutzt wird. Um ein Brachfallen der Fläche zu verhindern, sollen Unternehmen mit Nachfolgeschwierigkeiten in einem ersten Schritt durch ein ‚Frühwarnsystem‘ verortet werden. Anschließend soll primär bei der Findung eines Nachfolgers unterstützt werden. Zeichnet sich ab, dass dies erfolglos bleibt, wird das Unternehmen frühzeitig bei der Erarbeitung von Nutzungsmöglichkeiten unterstützt. Dadurch wird gewährleistet, dass bereits genutzte Fläche weiterhin eine Nutzung erfährt und keine neue Fläche in Anspruch genommen wird. In spite of long-standing goals to save land, about 60 hectares of new land are still being used every day in Germany. Previous research on reducing the use of new land has focused in particular on revitalizing existing brownfields. In this article this is to be extended by the approach to prevent the emergence of new brownfields. The aspect of demographic change will be dealt with: More and more older entrepreneurs are facing fewer and fewer potential successors. In addition, there is currently a wide range of career opportunities as an alternative to self-employment, which makes it even more difficult to find a suitable successor. For companies that therefore cannot find a successor, the question arises as to how the existing company space will continue to be used. In order to prevent the area from falling into disuse, companies with succession difficulties are to be located in a first step by means of an ‘early warning system’. Subsequently, the primary aim is to provide support in finding a successor. If it becomes apparent that this will not be successful, the company will be supported at an early stage in the development of usage options. This ensures that the space already used continues to be usedand that no new space is taken up.
  • Wilhelm Söfker
    Rechtsprechung