Heft 1 / 2019
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Stephan Reiß-Schmidt
Bodenrecht auf dem Prüfstand
Land Law on the Test Stand
Das
Bodenrecht der Bundesrepublik Deutschland hatte von Anfang an eine
Unwucht zu Lasten des Gemeinwohls. Bislang sind alle Versuche,
Eigentumsgarantie und Allgemeinwohl sozialverträglicher
auszutarieren, etwa durch die Einführung eines
Planungswertausgleichs, an fehlenden politischen Mehrheiten
gescheitert. Seit der Weltfinanzkrise haben sich die Rahmenbedingungen
der Stadtentwicklung erheblich verändert. (Städtewachstum,
Mangel an bezahlbaren Wohnungen, Finanzialisierung des
Immobilienmarktes, Höhenflug der Bodenpreise) Hinsichtlich des
Zugangs zum Wohnungsmarkt und der Vermögensverteilung bekommen die
Schwachstellen des Bodenrechts unter diesen Bedingungen eine zunehmende
gesellschaftliche Brisanz Durch die seit 2017 Jahren zu konstatierende
Wiederbelebung einer für Jahrzehnte unterbrochenen Reformdebatte
liegen mittlerweile zahlreiche konkrete Vorschläge auf dem Tisch.
Eine“ bodenpolitische Wende“ ist damit aber allenfalls am
Horizont zu ahnen. Sie sollte sich allerdings nicht als Fata Morgana
erweisen!
The land law in the Federal Republic of Germany suffered from the
outset from an imbalance at the expense of the common good.Up to now,
all attempts to reach a better equilibrium between property guaranty
and public welfare, for example by a compensation of added value caused
by planning, failed by missing political majorities. Since the world
financial crisis the context of urban development changed fundamentally
(urban growth, lack of affordable housing, financialization of the real
estate market, rocketing land prices). The weak points of the land law
get under these conditions an increasing social urgency. Based on a
recovery of the long interrupted reform-debate since 2017, meanwhile
many specific proposals for a reform agenda are lying on the desk.
Nevertheless, a “land policy turn” is at best to be
suspected on the horizon. It should although not prove itself a fata
morgana!
- Gerd Schmidt-Eichstaedt
Kriterien
zur Beurteilung der Angemessenheit von Verträgen zur
Baulandbereitstellung – mit einer Empfehlung an den Gesetzgeber
Criteria for the adequacy assessment of planning contracts – with a recommendation to the legislator
Immer
mehr Städte gehen dazu über, Bebauungspläne insbes. zur
Ausweisung von Wohnbauland auf privatem Grund nur noch zusammen mit
einem städtebaulichen Vertrag aufzustellen, mit dem sich der
Vorhabenträge dazu verpflichtet, bestimmte Leistungen an die
Gemeinde zu erbringen. Die Angemessenheit der vereinbarten Leistungen
muss unter mehreren Aspekte geprüft werden: dem ökonomische
Aspekt, dem eigentumsrechtlichen Aspekt und dem sozialen Aspekt.
Schließlich muss der Forderungskatalog seinem gesamten Inhalt
nach abwägungsgerecht sein – also dem Abwägungsgebot
genügen. Das Abfordern von Leistungen ist unzulässig, wenn
der Vorhabenträger auch ohne diese den Anspruch auf Baugenehmigung
hätte. Es muss daran erinnert werden, dass Leistungsversprechen
von Investoren im Zusammenhang mit Baugenehmigungen nach § 34
BauGB nicht entgegengenommen werden dürfen. Vorteilsannahme ist
strafbar.
More and more cities are moving towards drawing up binding land use
plans, especially for the designation of residential land on private
land, only together with an urban development contract under which the
project developer is forced to provide certain services for the
municipality. The appropriateness of the agreed services must be
examined under several aspects: the economic aspect, the ownership
aspect and the social aspect. Finally, the catalogue of claims must be
fair and equitable in its entirety – in other words, it must
satisfy the requirement of weighing. It is inadmissible to request
services if the project developer would also be entitled to a building
permit without them. It must be remembered that promises of services by
investors in connection with building permits may not be accepted
according to § 34 BauGB. Acceptance of advantages is punishable.
- Bernhard Faller und Colin Beyer
Baulandrichtlinien: Ein neuer Ansatz zur Prüfung der Angemessenheit von städtebaulichen Verträgen
Building land guidelines: A new approach to assessing the appropriateness of urban development contracts
Bei
der Anwendung von Baulandmodellen bzw. städtebaulicher
Verträge zur Baulandentwicklung stehen die Erstellung von
gefördertem Wohnraum sowie die Überwälzung der
Entwicklungs- und Erschließungskosten auf die
Planungsbegünstigten im Fokus. Der vorliegende Beitrag befasst
sich mit der Beurteilung der Angemessenheit der Überwälzung
der damit einhergehenden Kosten und stellt dazu den neuen Ansatz der
Ertragsmethode der klassischenBodenwertmethode gegenüber. Der
Vergleich erfolgt anhand von Beispielkalkulationen für Standorte
mit unterschiedlichen Bodenwerten und Ertragssituationen.
When applying building land models or urban development contracts for
building land development, the focus is on the construction of
subsidized housing and the passing on of development cost and
infrastructure costs to the planning beneficiaries. The present article
deals with the assessment of the appropriateness of the passing on of
the associated costs and compares the new approach of the yield method
with the classical land value method. The comparison is based on
example calculations for locations with different land values and yield
situations.
- Theo Kötter und Sven Müller-Grunau
Die städtebauliche Innenentwicklungsmaßnahme – Konzept und erste Einschätzungen
The urban infill development measure – concept and initial assessments
Obwohl
in zahlreichen prosperierenden Städten und Gemeinden noch
erhebliche Innenentwicklungspotentiale vorhanden sind, können
diese aus vielschichtigen Gründen nicht mobilisiert werden. Bei
einer ausbleibenden Kooperationsbereitschaft von Eigentümern
bietet das Baugesetzbuch aktuell keine effiziente Möglichkeit,
eine flächenhafte Mobilisierung von bestehenden Baurechten zu
erreichen. Im Rahmen eines Planspiels wurden die Überlegungen zur
sogenannten Innenentwicklungsmaßnahme, einem Instrument zur
Mobilisierung von dispers verteilten Innenentwicklungspotentialen in
einem Gebietszusammenhang, geprüft. Der vorliegende Beitrag stellt
den neuen Ansatz vor und fasst wesentliche Erkenntnisse des Planspiels
zusammen.
Although there is still considerable potential for internal development
in numerous prospering cities and municipalities, for a variety of
reasons these cannot be mobilized. If owners are not willing to
cooperate, the Building Code currently does not offer an efficient way
of mobilizing existing building rights. Within a simulation game, the
considerations of the so-called Urban Infill Development Measure, an
instrument for the mobilizations of dispersed infill development
potentials in an area context, were examined. This article presents the
new approach and summarizes the main findings of the simulation game.
- Dirk Löhr
Grundsteuerreform – ökonomische Grundlagen und städtebauliche Wirkungen
Property tax reform – economic foundations and urban development effects
Der
vorgelagerte Bodenmarkt ist essentiell für das Funktionieren der
nachgelagerten Wohnungsmärkte. Allerdings ergeben sich
Bodenerträge und Bodenwerte als Resultat externer Effekte. Diese
wiederum führen zu einem systematischen Versagen des Bodenmarktes
– mit entsprechenden Konsequenzen für Städtebau und
bezahlbares Wohnen und Bauen. Anders als „verbundene
Grundsteuern“, die neben dem Boden auch das aufstehende
Gebäude in die Bemessungsgrundlage einbeziehen, kann eine
Bodenwertsteuer dazu beitragen, diese externen Effekte auf den
Verursacher zurückzuführen.
The upstream land market is essential for the functioning of the
downstream housing markets. However, land yields and land values result
from external effects. These in turn lead to a systematic failure of
the land market – with corresponding consequences for urban
development and affordable housing and construction. Unlike
“linked property taxes”, which include not only land but
also the standing building in the tax base, a land value tax can
contribute to ascribing these external effects to
the causer.
- Franz Reuter
Anmerkungen
zur Berücksichtigung von Rechten und Belastungen bei der
Ermittlung des sanierungsrechtlichen Ausgleichsbetrags – Teil 1
Comments on Rights and Encumbrances to be taken into consideration in
determining the statutory amount of compensation – part 1
Nach
verbreiteter Ansicht sind bei der Ermittlung der sanierungsbedingten
Bodenwerterhöhung eines Grundstücks auch vorhandene
subjektiv-persönliche Nutzungsrechte wie Erbbaurecht,
Nießbrauch und Wohnungsrecht zu berücksichtigen, wenn sich
wegen der Belastung der Sanierungsvorteil für den
ausgleichsbetragspflichtigen Eigentümer verzögert einstellt.
Es wird gezeigt, daß bei der Ermittlung der dem Ausgleichbetrag
zugrundeliegenden Bodenwerte – wie überhaupt –
ausschließlich Rechte und Belastungen zu berücksichtigen
sind, die nachhaltigen Einfluß auf die zulässige Nutzung und
die Lage des Grundstücks ausüben. Hierzu zählen
grundsätzlich nur Grundstücksrechte, insbesondere
Grunddienstbarkeiten, und entsprechende öffentliche Lasten. Dem
Grundsatz liegt ein an den Verteilungsregelungen der
städtebaulichen Umlegung ausgerichtetes Verständnis des
Bodenwerts zugrunde.
According to popular apprehension applicable personal rights of use (e.
g. heritable building rights, usufruct and rights of residence) have to
be considered in determining the increase in land value of a property
even if the owner´s advantage of the urban redevelopment is
delayed by the encumbrance. It is shown that calculating the statutory
amount of compensation of land values must take rights and encumbrances
for properties in consideration only, which have a lasting influence on
the permitted use and the location of the property. In particular this
includes land rights, especially easements, and applicable public
easements only. This principle is based on a mutual understanding of
the land value, which is orientated at redistribution rules on the
reallocation in urban areas.
- Wilhelm Söfker
Rechtsprechung
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