Heft 3 / 2018
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Hans-Peter Strotkamp
Revision
der Bodenrichtwerte – Hinweise zur Qualitätsverbesserung der
Bodenrichtwerte insbesondere in den kaufpreisarmen Lagen
Revision of the standard land values – Hints for improving the
quality of the standard land values, especially in regions with less
property transactions
Durch
die immer größer werdenden Genauigkeitsanforderungen an die
Bodenrichtwerte (beispielsweise durch die Absicht, die Bodenrichtwerte
als Grundlage zur Quantifizierung der Grundsteuer heranzuziehen), ist
es erforderlich, die Qualität der Bodenrichtwerte (BRW)
insbesondere in den sogenannten kaufpreisarmen Lagen zu
überprüfen und ggf. zu verbessern. Denn dort fehlen
Kaufpreise unbebauter Grundstücke, um der Forderung des § 196
Abs. 1 Satz 1 BauGB1 „Auf Grund der Kaufpreissammlung sind
flächendeckend durchschnittliche Lagewerte für den Boden
unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Entwicklungszustands
zu ermitteln (Bodenrichtwerte)“ genügen zu können. Da
aber zwischen Mieten und Kaufpreisen unbebauter Grundstücke hohe
Korrelationen bestehen, lassen sich aus Mieten Rückschlüsse
auf den Bodenwert ziehen2 3 4. Denn wenn nur wenige oder auch gar keine
Kaufpreise unbebauter Grundstücke in bebauten Innenstadtbereichen
vorkommen, da die Grundstücke weit überwiegend bebaut sind,
so liegen doch Mieten in ausreichender Zahl vor. Eine gesetzliche
Regelung, dass den Gutachterausschüssen Mieten zur Verfügung
zu stellen sind, wie es § 195 BauGB für den Aufbau der
Kaufpreissammlung vorsieht, existiert nicht. Deshalb sollte den
Gutachterausschüssen z. B. durch Ergänzung des Dritten
Kapitels, Erster Teil des Baugesetzbuchs die Aufgabe mit den
entsprechenden Durchsetzungsmöglichkeiten eingeräumt werden,
Mietpreissammlungen aufzubauen. Dabei reicht es aus, dass die Lage der
Wohnungen, für die Mietverträge abgeschlossen wurden, bei der
Übermittlung der Mietvertragsdaten an die Gutachterausschüsse
so anonymisiert wird, dass keine Rückschlüsse auf die Person
des Eigentümersbzw. des Mieters möglich sind.
Due to the
ever-increasing accuracy requirements for standard land values (for
example, the intention to use the standard land values as the basis for
quantifying the land tax), it is necessary to check and possibly
improve the quality of the standard land value (BRW), especially in the
so-called regions with less property transactions. In these regions
purchase prices of undeveloped land are missing to fulfill the
requirement of § 196 para. 1 sentence 1 BauGB „On the basis
of the purchase price collection, average situation land values are to
be determined nationwide, taking into account the different state of
development (standard land values)“. However, since there are
high correlations between rents and purchase prices of undeveloped
land, rents can be used to draw conclusions about the land values.
Because if there are only a few or even no purchase prices of
undeveloped land in built-up downtown areas, since the land is
predominantly developed, then rents are available in sufficient
numbers. A legal regulation that rents are to be made available to the
expert committees, as provided by § 195 BauGB for the construction
of the purchase price collection, does not exist. Therefore, the expert
committees should be given the task with the appropriate enforcement
capabilities to build rental price collections, for example, by
supplementing the Third Chapter, Part 1 of the BauGB. It is sufficient
that the location of the apartments, for which leases have been
completed, is anonymized in the transmission of the lease data to the
expert committees and thus no conclusions on the person of the owner or
the tenant are possible.
- Dietmar Weigt
Die neue Ertragswertrichtlinie auf dem Prüfstand – Erfahrungen und Erkenntnisse nach zwei Jahren Anwendung
The new income approach guideline put to the test – experiences and insights after two years of application
In
den vergangenen Jahren sind die rechtlichen Grundlagen für die
Ermittlung von Markt- bzw. Verkehrswerten grundlegend überarbeitet
worden. Der Prozess, der mit der Überarbeitung des Baugesetzbuches
(BauGB) begann, setzte sich mit der Novellierung der
Wertermittlungsverordnung (WertV) zur
Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV – 19.05.2010)
fort. Er wurde durch die Erarbeitung der Bodenrichtwertrichtlinie
(BRW-RL – 11.01.2011), der Sachwertrichtlinie (SW-RL –
05.09.2012), der Vergleichswertrichtlinie (VW-RL – 20.03.2014)
sowie der im Jahr 2015 veröffentlichten Ertragswertrichtlinie
(EW-RL – 12.11.2015) konsequent weitergeführt. Der
eingeschlagene Weg zu einer höheren Einheitlichkeit und
marktgerechten Grundsätzen in der Markt- bzw.
Verkehrswertermittlung wird mit der Überarbeitung der
Wertermittlungsrichtlinie (WertR) zur
Immobilienwertermittlungsrichtlinie (ImmoWertR) in näherer Zukunft
zumindest formal abgeschlossen werden. Es bleibt indes abzuwarten,
welche Konsequenzen sich aus der aktuellen Rechtsprechung zur
Grundsteuer ergeben werden.1 Der vor Jahren angestoßene und
langwierige Prozess ist insofern möglicherweise noch lange nicht
abgeschlossen. Der Beitrag setzt sich kritisch mit den inhaltlichen
Regelungen der EW-RL 2015 auseinander und greift die in der Praxis
gesammelten Erfahrungen zu der EWRL 2015 auf und diskutiert diese im
Hinblick auf mögliche Ergänzungen
in der ImmoWertR.
In recent years, the legal
basis for the determination of market values has been fundamentally
revised. The process, which began with the revision of the Building Law
Code (BauGB), continued with the amendment of the real estate valuation
order (WertV). The process was followed consequently by the development
of the Land Value Guideline (BRW-RL – 11.01.2011), the Property
Value Guideline (SW-RL – 05.09.2012), the Comparative Value
Guideline (VW-RL – 20.03.2014) as well as the Income Value
Guideline published in 2015 (EW- RL – 12.11.2015). The path taken
towards greater uniformity and market-driven principles in market value
determination will be finalized in the near future, at least formally,
with the development of the Real Estate Value Guidelines (ImmoWertR).
It remains to be seen, however, what consequences will arise from the
current judgement on property tax. The long-drawn-out process that
started years ago may not be finished yet. The article deals critically
with the contents of and picks up the experience gained in practice.
Furthermore, it discusses the experiences with the EW-RL 2015
considering possible complementation for the ImmoWertR.
- Bernhard Bischoff
Modellkonformität: Theorie und Realität, Anforderungen an
Sachverständige und nicht nur an Gutachterausschüsse
Model conformity: theory and reality, Requirements for valuation experts and not just for expert committees
Mit
dem Begriff der Modellkonformität ist seit der ImmoWertV eine
schon immer erforderliche Anwendung von Marktanpassungsfaktoren endlich
allgemein in das Bewusstsein der Fachleute der Immobilienbewertung
gerückt. Wie schwer es vielen Anwendern und den
Gutachterausschüssen als Verantwortliche für die Ableitung
von Daten aus der gesetzlichen Kaufpreissammlung fällt, diese
selbstverständlichen Informationen und Beschreibungen in der
erforderlichen Genauigkeit und mit den erforderlichen
Erläuterungen zu veröffentlichen, wird mit Beispielen
aufgezeigt. Die erforderlichen Angaben zu Sachwertfaktoren und
Liegenschaftszinssätzen werden beschrieben und sollen bei
zukünftigen Modellbeschreibungen zum Einhalten der
Modellkonformität als Empfehlung und Muster dienen. Since the
ImmoWertV, the term “model conformity” has finally brought
the ever-needed application of market adjustment factors into the
public’s awareness of property valuation. How hard it is for many
users and the expert committees as responsible for the derivation of
data from the statutory purchase price collection to publish this
self-evident information and descriptions in the required accuracy and
comments is depicted with examples. The required information on asset
values factors and real estate rates were described and to serve as
recommendations and prototype for future model descriptions to comply
with model conformance.
- Theo Kötter
Effiziente
Flächennutzung in ländlichen Räumen – ein
multikriterieller Bewertungsrahmenansatz für
Flurbereinigungsverfahren (Teil 2)
Efficient Land Use in Rural Areas – multicriteria Assessment Framework for Land Consolidation
Ein
integriertes Flächenmanagement kann nicht nur die
unterschiedlichen Nutzungsansprüche in den ländlichen
Räumen ordnen und nachhaltig sichern, sondern auch zu einer
effizienten Nutzung der Ressource „Fläche“ und
folglich zum Erreichen des Nachhaltigkeitsziels Fläche beitragen.
In den ländlichen Räumen weisen dafür die Verfahren der
ländlichen Neuordnung nach dem FlurbG eine zentrale Bedeutung auf,
mit deren Hilfe agrarstrukturell veranlasste Bodenordnungsverfahren
durchgeführt sowie auch flächenbeanspruchende Drittplanungen
realisiert und Landnutzungskonflikte aufgelöst oder zumindest
vermindert werden können. Im vorliegenden Beitrag wird ein
multikriterieller Bewertungsansatz vorgestellt, mit dem sich die
Ergebnisse der Bodenordnungsverfahren für beide Verfahrenstypen im
Hinblick auf Effizienz der Landnutzung systematisch analysieren und
beurteilen lassen.
Integrated land management can not only organize and permanently secure
the different use requirements in rural areas, but also contribute to
an efficient use of the resource land and consequently to the
achievement of the sustainability goal “land”. In rural
areas, the processes of land consolidation according to the FlurbG are
of central importance, with the help of which agro-structural induced
land reallocation measures can be executed, sectoral land-use planning
can be realized and land-use conflicts can be resolved or at least
reduced. This paper presents a multicriteria assessment approach that
will systematically analyze and assess the results of land reallocation
procedures for both types of land consolidation measures in terms of
land use efficiency.
- Erich Weiß
Materialien
und Hinweise zur geschichtlichen Entwicklung des Rechts der
Wirtschaftswege in ehemals preußischen Landesteilen Materials and
information on the historical development of law of agricultural roads
in former Prussian parts of the country
In diesem
Beitrag werden auf der Grundlage allgemeiner gesellschaftlicher
Entwicklungen der vergangenen 200 Jahre bedeutsame Rechtsentwicklungen
für ländliche Wirtschaftswege und andere bodenneuordnerich
begründete Zweckgrundstücke (wie Triften, Gewässer
(Gräben), Tränkstätten, Lehm-, Sand-, Kalkund
Mergelgruben, Feuerlöschteichen, Friedhöfen etc.) für
verschiedene Landesteile aufgezeigt, die ehemals zum Königreich
Preußen bzw. zum Freistaat Preußen gehörten oder
mittels der Neugliederung der Länder nach dem Zweiten Weltkrieg
damit in Verbindung kamen. Als Grundlage dieser Arbeit im Spannungsfeld
von privatnütziger Eigentumsgewährleistung und
gemeinschaftlicher Selbstverwaltung diente dabei das preußische
Gesetz, betreffend die durch ein Auseinandersetzungsverfahren
begründeten gemeinschaftlichen Angelegenheiten, vom 2. April 1887.
Based on the general social developments of the past 200 years, this
article shows significant legal developments for rural agricultural
roads and other purpose-built land (such as drifts, waters (ditches),
watering places, clay, sand, lime and marl pits, fire extinguishing
ponds, cemeteries, etc.) for various parts of the country that formerly
belonged to the Kingdom of Prussia or the Free State of Prussia or were
connected with it by the restructuring of the countries after the
Second World War. The basis for this work in the area of conflict
between private-benefit property guarantee and joint self-government
was the Prussian law of 2 April 1887 on Community matters based on a
dispute procedure.
- Wilhelm Söfker
Rechtsprechung
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