Heft 4 / 2011:
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Ulrich Maly
Strategie und Instrumentenkoffer – Integrierte Stadtentwicklung und Bodenordnung in Nürnberg
Zunächst
freue ich mich sehr, dass mit der INTERGEO die Leitmesse für
Geoinformationen, Geodäsie und Bodenmanagement in diesem Jahr in
Nürnberg zu Gast ist. Geoinformationen sind heute mehr denn je
Grundlage für die Entwicklung unserer Städte und Regionen,
liefern Entscheidungsgrundlagen für politische Weichenstellungen
und haben sich – das will ich besonders betonen – damit
auch als wichtiger Wirtschaftsfaktor unseres Landes etabliert. Die
Verknüpfung von Präsentation modernster Technologien und
fachlichem Austausch auf dem Kongress ist das richtige Rezept, die
Bedeutung der Geodäsie und der an sie angelehnten Disziplinen
weiter zu stärken. Die Branche zählt aber auch zu den
großen Innovationstreibern. Damit passt die INTREGEO hervorragend
zum Profil des erfolgreichen Messestandorts Nürnberg. Sie findet
aber auch aus fachlicher Sicht auf einem fruchtbaren Boden für
Geodäten statt: seit Jahrzehnten nutzt die Stadt die gesamte
Bandbreite des bodenordnerischen Instrumentariums und verfügt
über vielfältige Erfahrungen zu deren Anwendung. Mit meinem
Beitrag will ich deshalb versuchen, einen kleinen Bogen zu spannen:
ausgehend von den Nürnberger Erfahrungen in der Praxis von Planung
und Bodenordnung möchte ich meine Vorstellungen von einem modernen
integrierten Stadtentwicklungsansatz skizzieren. Daraus ergeben sich
möglicherweise neue Herausforderungen nicht nur für die
Stadtentwicklung, sondern auch Anknüpfungspunkte für die
Arbeit der Geodäsie und der an sie angelehnten Disziplinen.
- Stephan Reiß-Schmidt
München – kompakt, urban, grün - Perspektiven und Grenzen der Innenentwicklung
Durch die Entwicklung kompakter, gemischt genutzter Stadtquartiere und
neuer Parks z. B. auf dem ehemaligen Flughafengelände in Riem, auf
dem alten innerstädtischen Messegelände, auf freigewordenen
Bahnflächen und auf früheren Kasernengeländen konnte in
München seit den 1990er Jahren die wachsende Nachfrage nach
Wohnraum befriedigt und die Qualität der Stadt im Sinne einer
nachhaltigen Stadtentwicklung verbessert werden. Die erfolgreiche
Strategie der Innenentwicklung stößt bei anhaltendem
Wachstum der Stadt und der Region auf längere Sicht aber deutlich
an Grenzen. Umstrukturierungsflächen für die Innenentwicklung
werden in Zukunft nicht mehr im gleichen Umfang zur Verfügung
stehen. Im Rahmen des Projektes „Langfristige
Siedlungsentwicklung“ werden die Chancen verschiedener Szenarien:
Umstrukturierung, qualifizierte Nachverdichtung und
Entwicklungen am Stadtrand anhand von Testgebieten in qualitativer und
quantitativer Hinsicht untersucht. Darüber hinaus werden im Dialog
mit den Städten und Gemeinden in der Region München neue Wege
der Kooperation gesucht.
- Jan-Erik Arndt, Tine Köhler, Hans Joachim Linke
GIS-gestützte Bewertung von Standorten für die Eignung als seniorengerechte Wohnlage
Im Zuge des demographischen
Wandels und dem steigenden Anteil der Bevölkerung über 65
Jahre wird es notwendig sein, in Zukunft innerhalb der Gemeinden
weiteren Wohnraum speziell für Hochbetagte (Alter 80+) zu
schaffen. Umnutzungen vorhandener z. B. gemeindlicher Immobilien zu
seniorengerechtem Wohnraum können hierbei vorbehaltlich ihrer
bautechnischen Eignung eine günstige Lösung sein. Hierbei
bestimmt vor allem die Lage der Immobilie mit ihren unterschiedlichen
Faktoren die Eignung. In diesem Beitrag werden Kriterien vorgestellt,
die die Eignung eines Standortes für altersgerechten Wohnraum
beschreiben. Die Bemessung der zugehörenden Indikatoren erfolgt
über Analysen eines Beispiels in einem Geoinformationssystem.
Alternative Standorte werden mittels einer Nutzwertanalyse nachfolgend
untereinander bewertet.
- W. Voß, E. Güldenberg, R. Kirsch-Stracke, N. Streibel
Dörfer
im Schrumpfungsprozess – Handlungsempfehlungen für die
Dorfentwicklung und den Umgang mit Gebäudeleerständen
Die
Dorfentwicklung und der Umgang mit Leerständen erfordern aufgrund
veränderter Rahmenbedingungen ein neues Selbstverständnis der
Planung im ländlichen Raum und eine Anpassung
planerisch-rechtlicher, finanzieller, sozialer und organisatorischer
Instrumente. Strategien und Maßnahmen auf regionaler, kommunaler
und örtlicher Ebene sowie auf der Objektebene sind im
Gegenstromprinzip zu entwickeln und stärker aufeinander
abzustimmen. Der Beitrag fasst die Ergebnisse des Modellprojektes
„Umnutzung landwirtschaftlicher Altgebäude und Hofanlagen
als Beitrag zur Vitalisierung der Ortskerne“ zusammen, das auf
Initiative des niedersächsischen Landtages 2008 bis 2010 an der
Leibniz Universität Hannover bearbeitet wurde.
- André Riesner
Die Bewertung von Landentwicklungsprozessen - Handlungsansätze strukturschwacher ländlicher Gemeinden
Entwicklungsprozesse
in ländlichen Räumen bedürfen zur Offenhaltung von
Handlungsspielräumen und Perspektiven einer planerischen
Begleitung. Dieses gilt sowohl für Veränderungen des
Naturraumes (z. B. durch den Klimawandel) als auch für
wirtschaftliche Transformationsprozesse oder für die
Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels (vgl.
Peithmann/Zeck 2005, S. 68). Dabei ist die Abwägung von Belangen,
d. h. die Bilanzierung von Interessen verschiedener Akteure,
systemimmanenter Kern jedes Planungsvorganges (vgl. Thiel 2008, S. 97).
Für kommunale Planungen ergibt sich in diesem Zusammenhang aus dem
Grundgesetz, den durchgreifenden Grundsätzen der Raumordnung und
Landesplanung, den Bestimmungen des Baugesetzbuches und der mittelbaren
Wirkung von angrenzenden gesetzlichen Regelungen eine rechtliche
Verpflichtung zur
nachhaltigen Gestaltung der räumlichen Entwicklung. Sie wird durch
einen politischen Auftrag, der sich z. B. in der Unterzeichnung der
Agenda 21 oder der Berufung verschiedener politischinstitutioneller
Gremien äußert (vgl. Klaus 2003, S. 59), sowie einen
gesellschaftlichen Auftrag (gestiegenes Umweltbewusstsein, Wunsch nach
Zukunftssicherung, Forderung nach vermehrter Bürgerbeteiligung;
ebd., S. 66) verstärkt. Um Landentwicklungsprozesse auf der
lokalen Ebene entsprechend auszugestalten, sind diese insbesondere
hinsichtlich ihrer Effektivität, Effizienz und
zukunftsfähigen Wirkung zu erfassen und zu bewerten. Hierfür
stehen verschiedene erprobte Verfahren und Indikatorensätze zur
Verfügung. Der folgende Artikel befasst sich mit den derzeitigen
Ansätzen zur Bewertung von Landentwicklungsprozessen in der
kommunalen Planungspraxis.
- Thomas Schuppe, Sophie Schetke, Theo Kötter, Bernd Op’t Eynde
Flächeninanspruchnahme in der Region Köln-Bonn
Das 30 ha-Ziel der nationalen
Nachhaltigkeitsstrategie kann vermutlich bis 2020 nicht erreicht
werden, denn der Trend des Siedlungs-und Verkehrsflächenwachstums
(SuV-Wachstum) ist ungebrochen. Die Flächeninanspruchnahme
verläuft weiterhin abgekoppelt von der
Bevölkerungsentwicklung. Die Region Köln-Bonn als weiterhin
wachsende Metropolregion – das Bevölkerungsmaximum wird in
Teilen der Region erst für die Dekade 2040–2050 erwartet
– zeigt trotz bereits hoher Siedlungsdichte ebenfalls einen
ungebrochenen Wachstumstrend bei den SuV. Mit statistischen Methoden
können Erkenntnisse über die verschiedenen Einflussfaktoren
auf diese Flächenentwicklung gewonnen werden. Aufgrund fehlender
oder nicht öffentlich zugänglicher Datensätze ist es
zwar nicht möglich, alle Einflussfaktoren, die in vorliegenden
Studien auf Bundes- und Landesebene untersucht wurden, zu betrachten.
Im Ergebnis zeigt sich indessen ein deutlicher Zusammenhang von
SuV-Entwicklung in der Region und den Parametern „25 bis 50
jährige Bevölkerung“, „Zugezogene“,
“Fortgezogene“ und „sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte am Wohnort“. Dabei ist die Region
Köln-Bonn hinsichtlich der wirtschaftlichen, demographischen und
siedlungsstrukturellen Struktur und Entwicklung äußerst
heterogen, so dass in der vorliegenden Studie eine räumlich
differenzierte Analyse der siedlungsstrukturellen Faktoren und eine
Unterteilung in vier Teilgebiete vorgenommen wird. Dadurch konnte zum
Beispiel die räumliche Entfernung zu den Hauptverkehrsachsen als
signifikanter Faktor für die Flächeninanspruchnahme in der
Region identifiziert werden.
- Klaus Kummer
Einheitliche Qualitätsvoraussetzungen für das technische Referendariat festgelegt
Auf
Initiative des Plenums der Arbeitsgemeinschaft der
Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland
(AdVPlenum) hat Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe, der Vertreter aus
Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg und der Deutschen
Geodätischen Kommission (DGK )angehörten, unter
Federführung Sachsen-Anhalts das Anforderungspapier an die
wissenschaftlichen Studiengänge zur Zulassung für das
technische Referendariat in der Fachrichtung Vermessung und
Liegenschaftswesen fortgeschrieben und der aktuellen
Ausbildungssituation angepasst. Das bisherige Papier war auf der 115.
AdV-Plenumstagung im Oktober 2004 vorgelegt und vom Kuratorium des
Oberprüfungsamtes für den höheren technischen
Verwaltungsdienst (OPA) in Juni 2005 beschlossen worden. Das neue
Papier gibt einen einheitlichen Rahmen für ein Mindestniveau, der
dennoch den notwendigen Spielraum für eine differenzierte
Interpretation der konkreten Studieninhalte im Einzelfall lässt.
Der Vorstand des OPA hatte bereits am 7. April 2011 beschlossen, das
neue Papier unverändert dem OPA-Kuratorium vorzulegen.
Am 1. Juli 2011 hat dann das OPA-Kuratorium die Neufassung so
beschlossen. AdV und OPA empfehlen, dass die Einstellungsbehörden
der OPAMitgliedsverwaltungen für das Referendariat sowie die der
Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg das nachfolgend
abgedruckte neue Papier entsprechend berücksichtigen.
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